Sichere künstliche Intelligenz in Basel: Praxiserfahrungen von kritischen Infrastrukturen auf kantonaler Ebene
- Pour Demain
- vor 3 Tagen
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Pour Demain führte 2025 mit Unterstützung der Christoph Merian Stiftung das Projekt "Sichere künstliche Intelligenz für Basel-Stadt" durch. Das Projekt zielte darauf ab, Trägerschaften kritischer Infrastrukturen (KRITIS) beim sicheren Einsatz von KI zu unterstützen und gewonnene Erkenntnisse in Normierungs- und Gesetzgebungsprozesse einzubringen.

Kernauftrag und Teilnehmende
Sieben KRITIS nahmen an diesem kantonalen Projekt aktiv teil. Darunter Vertretungen aus der Mobilität, der Verwaltung, der Sicherheit, der Gesundheit, dem Finanzbereich sowie der Strom- und Wasserversorgung.
Das Projekt umfasste eine Analyse zu rechtlichen Rahmenbedingungen und Best Practices Stand Anfang 2025, zwei Webinare, einen ganztägigen Workshop im Frühjahr 2025 sowie bilaterale Vertiefungsgespräche mit einzelnen Organisationen.
Thematische Erkenntnisse
Die teilnehmenden KRITIS befinden sich mehrheitlich in einer frühen KI-Adoptionsphase . Zentrale Herausforderungen umfassen:
Governance: langsamer Übergang von Bottom-up zu Top-down-Ansätzen, extensive interne Abstimmungsverfahren
Datenschutz und Sicherheit: starke Präferenz für on-premise Lösungen, Skepsis gegenüber Cloud-Anbietern, Forderung nach «human in the loop» (keine automatisierten Entscheidungen bei sicherheitskritischen Prozessen)
Ressourcen: begrenzte technische Expertise, schwierige Budgetprozesse für schnell veraltende KI-Infrastruktur
Regulierung: Orientierung am EU AI Act und branchenspezifischen Vorgaben (z.B. FINMA), ungeklärte Haftungsfragen
Als prioritäre Governance-Instrumente wurden Leitlinien zum Umgang mit Sprachmodellen, ein systematisches KI-Inventar mit Risikoklassifikation sowie Mitarbeitendenschulungen identifiziert. Alle Teilnehmenden signalisierten konkretes Interesse an weiterem organisationsübergreifendem Austausch.
Wirkung und Verstetigung
Als unmittelbares Ergebnis des Workshops wurde der bilaterale Austausch zwischen einzelnen KRITIS zu KI-Themen verstärkt. Ratschläge zu einem Inventar von eingesetzten KI-Systemen inklusive ihrer Risikoklassifikation wurden direkt aufgenommen. Im Verlauf des Jahres wurden insbesondere folgende Themen weiterverfolgt: das Aufschalten von KI-Assistenten auf eigener Inhouse-KI-Infrastruktur, die Prüfung oder das Aufschalten von Cloud-KI für den offiziellen Einsatz sowie die Fertigstellung einer KI-Governance, die darauf angewendet wird.
Für Februar 2026 ist geplant, die Basler KRITIS zum kantonalen Format «Austausch Data Science und KI» der Stadtverwaltung einzuladen, um den Wissenstransfer zu verstetigen. Dabei sollen weitere KRITIS von Baselland einbezogen werden. Ferner gibt es einen bestehenden Austausch mit anderen Kantonen. Dieser konnte noch mit der Stadtverwaltung Zürich ergänzt werden, wo ein grosses Synergiepotenzial mit Basel gesehen wird.
Die Projektergebnisse wurden im Herbst 2025 in die Arbeitsgruppe KI der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) eingebracht und mit Fachpersonen zu CEN-CENELEC sowie ISO/IEC-Standardisierungsarbeiten geteilt. Eine weitere Einbringung in nationale Gesetzgebungsprozesse wurde ebenfalls im Herbst 2025 vorgenommen.
Lehren aus dem Projekt
Das Projekt bestätigte das hohe Interesse von KRITIS an praxisorientierten Austauschformaten zu KI-Governance. Die Kombination aus Experten-Inputs (juristische und technische Perspektiven), Peer-Learning unter KRITIS-Fachpersonen sowie bilateralen Vertiefungsgesprächen erwies sich als wertvoll.
Herausforderungen ergaben sich durch die zeitliche Verfügbarkeit einzelner KRITIS-Fachpersonen, was zu kurzfristigen Absagen führte. Für künftige ähnliche Formate wird empfohlen:
Modularer Aufbau: Kombination aus Gruppenaustausch für Peer-Learning und bilateralen Gesprächen für sektorspezifische Vertiefung
Anbindung an bestehende kantonale oder sektorale Austauschformate zur Verstetigung
Die meistens ressourcenbedingt ausbleibende Mitwirkung von KRITIS-Fachpersonen an nationalen und internationalen Normierungsprozessen bleibt eine grosse Herausforderung für die Normierungsorganisationen. Dies erfordert strukturelle Lösungen über Einzelprojekte hinaus (z.B. Ressourcenallokation, Freistellungen, externe finanzielle Unterstützung), insbesondere wenn sich staatliche Akteure auf robuste Standards verlassen wollen, die das Ergebnis der Mitwirkung diverser Fachpersonen sein sollen.
Gerne stehen wir für Fragen und Austausch zum Projekt unter info@pourdemain.ch zur Verfügung. Wir danken der Christoph Merian Stiftung für die grosszügige Ermöglichung dieses Projekts.


